Montag, 22. Oktober 2012

Herbstreise in die Camargue


Samstag, 06.10.2012

Eigentlich hatten wir ja aus diversen Gründen – nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen - beschlossen, im Herbst nicht in die Camargue zu fahren. Aber dann wollte mein Vater wissen, wie das Wetter auf der Reise meiner Eltern sein wird. Und bei den Aussichten warfen wir alle Pläne über den Haufen (vielleicht geht die Welt ja eh im Dezember unter ;-) ) – bis auf den im Frühling gefasste Plan, auf Nachtfahrten zu verzichten und lieber etwas später, dafür aber entspannter, anzukommen. Um kurz vor fünf verließ der schwarze Dacia Münster, an Bord drei Hunde, die wieder einmal froh waren, bei der Abreise nicht übersehen worden zu sein. Um dies zu vermeiden, hatten sie schon den ganzen Freitag im an strategisch wichtigen Stellen im Weg gelegen ...

Um viertel nach sieben tanken bei Schauinsland, Hunderunde und Fahrerwechsel. Draußen ist schon hell, trotzdem bin ich ganz schön müde. Als Wachhalter haben wir Kaffee dabei. Bei Aire du Jura dürfen sich die Hunde wieder die Pfoten vertreten, wieder Fahrerwechsel.

Wir umfahren Lyon und müssen bei Roussillon dann dringend Benzin nachfüllen. Möglichkeiten für die Hunderunde gibt es keine, also fahren wir weiter und entedecken wenig später einen wunderschönen Parkplatz. Letzter Fahrerwechsel.

Nimes kommt immer näher, dann passieren wir die Mautstelle vor Arles – Camargue wir kommen. Da ich am Steuer sitze, entdeckt diesmal Peter die ersten weißen Pferde und Flamingos. Aber ich kann mit den Stieren und den Seidenreihern gleichziehen ...

Kurz nach 3 checken wir in La Brise ein. Gleiches Haus wie im Frühjahr.

Wir sind Zuhause – und es ist, als waren wir nie weg. Meine Eltern haben Käse und Rotwein besorgt, also brauchen wir nicht mehr einzukaufen. Mit Hope laufe ich trotzdem zu Natalie und erweitere das Abendessen um eine paar wunderbar aromatische Tomaten.

Ein letzter Bummel über den Campingplatz und Hund und Mensch gehen müde zur Ruhe 



Sonntag


Ich kann tatsächlich bis halb acht schlafen. Meine Erkältung quält mich doch ziemlich, obwohl ich versuche, den Infekt tapfer zu ignorieren. Ein erster Bummel mit den dreien über den Campingplatz, der leider für Freilauf zu voll ist.

Nach einem Kaffee ziehe ich mit Donna, Fernglas und Cam los. 2 Raubseeschwalben, Sandregenpfeifer, Unmengen von Kormoranen, einge Flamingos, Seiden-, Grau und Silberreiher sind zu beobachten.

Schock in der Morgenstunde: Peter hat seine Blutdrucktabellen vergessen. Nach Rücksprache mit Katrin und dem vergeblichen Versuch in Maries Ersatz zu besorgen, nimmt Peter dann eine Tablette von meinem Vater.

Vom Mittagessen, das wieder aus frischem Baguette, Käse und Tomaten und natürlich Rotwein besteht, einmal abgesehen, betrete ich unser Häuschen nur zum Hundewechseln. Mit Hope bummele ich über den Flohmarkt, mit Fly besuche ich meine Eltern und Donna darf mich an den Strand begleiten.

Mag sein, dass es gesünderes gibt, als mit einer massiven Erkältung barfuß am Strand lang durch die Wellen zu laufen – und für Donna mit ihrer Blasenentzündung gäbe es sicher auch besseres als ein Meerbad – aber wir haben es so genossen, einfach unvernünftig zu sein.

Die warme Luft hat mich gestreichelt und der gleichförmige Klang der Wellen meine Seele von allen Gedanken befreit – wie Spuren am Strand.


Abends sind wir dann noch mal nach Maries gefahren, um endlich auch mal Soupe de Poisson und Fisch zu essen – ich hab auf Nachtisch verzichtet, und  mit statt der Menue-Dorade eine Seezunge gegönnt.

Vorher hatte ich noch endgeile Stiefelletten und einen megatollen Pullover entdeckt ... also in die Vollen  ;-)

Montag war natürlich Markttag, nachmittags ging es mit dem Makro auf Libellenpirsch.

Dienstag besuchte ich endlich Sarah, wurde von einem filmenden Touristen umgerempelt und dann war es zur Abwechlung mal ich, die den mobilefonkamerabedingten Verfall jeglichen Anstands beklagte. Zum Glück gibt es ja legitime Beschäftigungen für Touristen – shoppen zu Beispiel ;-) Und anschließend eisschleckend am Strand zurück ...

Mittwoch war Ostrandtour angesagt – natürlich mit Mittagessen im L`Estrambord. Am Strand von Salin de Giraud konnten wir dann jede Menge Limmis beobachten, vor allem sämtliche kleinen Regenpfeifer, Alpen -, Sichel und einige Zwergstrandläufer.

Der Donnerstag begann mit leicht panischer Suche nach meinem Codeträger für das Strandtor – leider vergeblich, denn ich hatte ihn wohl am Mittwoch morgen beim morgendlichen Sonnenaufgang-Shoot mit meiner Mutter verloren.

Die Limmis hatten sich wohl über unsere Aufmerksamkeit gefreut und kamen nun alle an den Etang vorm Campingsplatz. Sogar ein Sanderling war dabei – und endlich auch mal ein Austernfischer ...

Nach 2 Stunden waren Papa und ich zurück auf dem Campingplatz und – freudige Überraschung: meine Mutter hatte am Strand meinen Codeträger gefunden!

Da sich der Urlaub nun unweigerlich dem Ende neigte, nutze ich das wiedergefundene Stück gleich aus, um mit Donna am Strand Steine zu sammeln. Das heisst, ich sammelte Steine und Donna schredderte Strandgut ... Noch ein kurzer Bummel in Maries und schon war Abendessen angesagt.

Freitag, 12. Oktober. Noch einmal Markt. Und ansonsten wird in den letzten Tag alles an Aktivitäten hineingepackt, was noch nicht oder nicht ausgiebig genug gemacht wurde. Bei mir steht Strandgut sammeln auf dem Programm. Ohne Donna ;-) Peter wird vermutlich das tun, was er schon die ganze Zeit macht – auf der Terrasse sitzen und lesen. Fly wird die Terrassse gegen Flugungeheuer jeglicher Art verteidigen. Hope wird diverse Ecken ausprobieren, in denen man mitleiderregend guckend liegen kann – und wenn das nicht zu ausreichender Beachtung führt, wird Frauchen ein wenig gestupst – vielleicht gibt es ja ein wenig Slalomtraining. Donna hat wie immer alles perfekt im Blick und ist einfach nur unauffällig. Eigentlich ist es IHR Urlaub, denn sie durfte mit auf den Markt, mit zum Mittagessen, mit zum Strand ... aber den hat sich die Süße auch verdient ....


Dieser letzte Tag hatte noch einmal alles aufgeboten – strahlend blauer Himmel, angenehme paarundzwanzig Grad, diese unbeschwerte Leichtigkeit des Seins ...  wir bummelten über den Markt und kauften fantastischen Schinken und Paté, ein echtes Schmuckstück als Einkaufstasche, um die Schätze nach Hause zu tragen, wir aßen herrliches Carpaccio und Tatar im Pizetta, kauften noch schnell ein paar Sonnenhüte und bummelten dann mit allen Hunden am Strand lang, Treibgut sammeln – Treibgut gab es fast gar keines, dafür gelangen mir ein paar nette Schnappschüsse von zankenden Flamingos – kurz und gut, der Tag war so perfekt, dass wir dem nächsten Tag auch eine Chance geben wollten – und spontan verlängert haben.


Und so beginnt gerade eben Samstag, der allerletzte Tag. Es ist gerade zehn nach sechs, ich kann nicht mehr schlafen, war mit den Wauzen schon über den Platz und warte nun auf den Sonnenaufgang ...

Brrrrrrrrrrrr, ganz schön schattig. Ein eisiger Wind pfeifft aus den Bergen. Die Mücken stört es nicht – ich war noch nie so zerstochen, wie in diesem Urlaub. Mein Gemahl ist da doch noch wesentlich empfindlicher als ich – und es beweist sich, dass Männer Jäger und Sammler sind – und außerdem erfinderisch. Aus einem Stück der FAZ konstruiert mein Gasse eine Fliegenpatsche und beginnt eine gnadelnlose Jagd auf alle Rüsselträger, die sich bei uns ins Häuschen wagen ...

Später am Tag wird es dann wieder sonnig und warm und gefühlte Trilliarden Libellen sind überall auf dem Campingplatz – wesentlich mehr als die ganzen letzten Tage. Meist sind es die graugrünen, eher unscheinbaren Exemplare, einige wenige rote sind dabei, die am schwersten vor die Linse zu bekommen sind. Und sogar eine waschechte Gottesanbeterin zeigt sich.









Mittagessen im Les Embruns. Mein pfiffiger Ehemann schafft es, meinen Vater gleich mit 2 Gläsern Rosé zu duschen ... das Personal hilft uns mit regungsloser Miene Tisch und Boden zu säubern, mein Vater verschwindet im Klo – diese Versuche, sich zu trocknen, bleiben aber naturgemäß erfolglos – und meine Mutter und ich versuchen die Stimmung mit Humor zu retten ... mir fällt es recht schwer, ernst zu bleiben, als ich ein weiteres Pichet Rosé bestelle  - zum Glück versteht mein Vater nicht, dass der Kellner Drosselbart fragt, ob mein Vater wenigstens bezahlt, er hätte das meiste davon gehabt. Nur mein Mann guckt den Rest des Essens ziemlich bedröppelt ...

Mit dem kleinen Spanier und der Cam mache ich später noch eine Fotorunde am Etang – anschließend gehe ich mal wieder mit meiner Mama shoppen – diesmal gibt es ein Camarguehäuschen mit Santonfiguren: Esel, Schäfer, Schafe und für die Weihnachtszeit Maria, Josef und Baby. Auch ein Engel ist dabei.



Sonntag, der allerallerletzte Tag. Es ist nicht so kalt wie gestern. Ich laufe mit den Hunden über den Platz und würde sie so gerne mal rennen lassen – aber in jedem Winkel des Campingplatzes steht ein Camper oder ein Zelt. Wenn ich diese winzigen 2-Mann-Zelte so sehe und die lange Dunkelheit und die vielen Mücken mir vorstelle – da bin ich schon sehr sehr froh über unser Mobilhome und den Luxus getrennter Schlafzimmer











Montag gegen halb elf verlassen wir nach einem letzten Bummel über den Markt Maries.