Samstag, 06.10.2012
Eigentlich hatten
wir ja aus diversen Gründen – nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen - beschlossen, im Herbst nicht in die Camargue zu fahren. Aber dann wollte mein
Vater wissen, wie das Wetter auf der Reise meiner Eltern sein wird. Und bei den
Aussichten warfen wir alle Pläne über den Haufen (vielleicht geht die Welt ja eh im Dezember unter ;-) ) – bis auf den im Frühling
gefasste Plan, auf Nachtfahrten zu verzichten und lieber etwas später, dafür
aber entspannter, anzukommen. Um kurz vor fünf verließ der schwarze Dacia
Münster, an Bord drei Hunde, die wieder einmal froh waren, bei der Abreise
nicht übersehen worden zu sein. Um dies zu vermeiden, hatten sie schon den
ganzen Freitag im an strategisch wichtigen Stellen im Weg gelegen ...
Um viertel nach
sieben tanken bei Schauinsland, Hunderunde und Fahrerwechsel. Draußen ist schon
hell, trotzdem bin ich ganz schön müde. Als Wachhalter haben wir Kaffee dabei.
Bei Aire du Jura dürfen sich die Hunde wieder die Pfoten vertreten, wieder
Fahrerwechsel.
Wir umfahren Lyon
und müssen bei Roussillon dann dringend Benzin nachfüllen. Möglichkeiten für
die Hunderunde gibt es keine, also fahren wir weiter und entedecken wenig
später einen wunderschönen Parkplatz. Letzter Fahrerwechsel.
Nimes kommt immer
näher, dann passieren wir die Mautstelle vor Arles – Camargue wir kommen. Da ich
am Steuer sitze, entdeckt diesmal Peter die ersten weißen Pferde und Flamingos.
Aber ich kann mit den Stieren und den Seidenreihern gleichziehen ...
Kurz nach 3
checken wir in La Brise ein. Gleiches Haus wie im Frühjahr.
Wir sind Zuhause –
und es ist, als waren wir nie weg. Meine Eltern haben Käse und Rotwein besorgt,
also brauchen wir nicht mehr einzukaufen. Mit Hope laufe ich trotzdem zu
Natalie und erweitere das Abendessen um eine paar wunderbar aromatische
Tomaten.
Ein letzter Bummel
über den Campingplatz und Hund und Mensch gehen müde zur Ruhe
Sonntag
Ich kann
tatsächlich bis halb acht schlafen. Meine Erkältung quält mich doch ziemlich,
obwohl ich versuche, den Infekt tapfer zu ignorieren. Ein erster Bummel mit den
dreien über den Campingplatz, der leider für Freilauf zu voll ist.
Nach einem Kaffee
ziehe ich mit Donna, Fernglas und Cam los. 2 Raubseeschwalben,
Sandregenpfeifer, Unmengen von Kormoranen, einge Flamingos, Seiden-, Grau und
Silberreiher sind zu beobachten.
Schock in der Morgenstunde:
Peter hat seine Blutdrucktabellen vergessen. Nach Rücksprache mit Katrin und
dem vergeblichen Versuch in Maries Ersatz zu besorgen, nimmt Peter dann eine
Tablette von meinem Vater.
Vom Mittagessen,
das wieder aus frischem Baguette, Käse und Tomaten und natürlich Rotwein
besteht, einmal abgesehen, betrete ich unser Häuschen nur zum Hundewechseln.
Mit Hope bummele ich über den Flohmarkt, mit Fly besuche ich meine Eltern und
Donna darf mich an den Strand begleiten.
Mag sein, dass es
gesünderes gibt, als mit einer massiven Erkältung barfuß am Strand lang durch
die Wellen zu laufen – und für Donna mit ihrer Blasenentzündung gäbe es sicher
auch besseres als ein Meerbad – aber wir haben es so genossen, einfach
unvernünftig zu sein.
Die warme Luft hat
mich gestreichelt und der gleichförmige Klang der Wellen meine Seele von allen
Gedanken befreit – wie Spuren am Strand.
Abends sind wir
dann noch mal nach Maries gefahren, um endlich auch mal Soupe de Poisson und
Fisch zu essen – ich hab auf Nachtisch verzichtet, und mit statt der Menue-Dorade eine Seezunge
gegönnt.
Vorher hatte ich
noch endgeile Stiefelletten und einen megatollen Pullover entdeckt ... also in
die Vollen ;-)
Montag war
natürlich Markttag, nachmittags ging es mit dem Makro auf Libellenpirsch.
Dienstag besuchte
ich endlich Sarah, wurde von einem filmenden Touristen umgerempelt und dann war
es zur Abwechlung mal ich, die den mobilefonkamerabedingten Verfall jeglichen
Anstands beklagte. Zum Glück gibt es ja legitime Beschäftigungen für Touristen
– shoppen zu Beispiel ;-) Und anschließend eisschleckend am Strand zurück ...
Mittwoch war
Ostrandtour angesagt – natürlich mit Mittagessen im L`Estrambord. Am Strand von
Salin de Giraud konnten wir dann jede Menge Limmis beobachten, vor allem
sämtliche kleinen Regenpfeifer, Alpen -, Sichel und einige Zwergstrandläufer.
Der Donnerstag
begann mit leicht panischer Suche nach meinem Codeträger für das Strandtor –
leider vergeblich, denn ich hatte ihn wohl am Mittwoch morgen beim
morgendlichen Sonnenaufgang-Shoot mit meiner Mutter verloren.
Die Limmis hatten
sich wohl über unsere Aufmerksamkeit gefreut und kamen nun alle an den Etang
vorm Campingsplatz. Sogar ein Sanderling war dabei – und endlich auch mal ein
Austernfischer ...
Nach 2 Stunden
waren Papa und ich zurück auf dem Campingplatz und – freudige Überraschung:
meine Mutter hatte am Strand meinen Codeträger gefunden!
Da sich der Urlaub
nun unweigerlich dem Ende neigte, nutze ich das wiedergefundene Stück gleich
aus, um mit Donna am Strand Steine zu sammeln. Das heisst, ich sammelte Steine
und Donna schredderte Strandgut ... Noch ein kurzer Bummel in Maries und schon
war Abendessen angesagt.
Freitag, 12.
Oktober. Noch einmal Markt. Und ansonsten wird in den letzten Tag alles an
Aktivitäten hineingepackt, was noch nicht oder nicht ausgiebig genug gemacht
wurde. Bei mir steht Strandgut sammeln auf dem Programm. Ohne Donna ;-) Peter
wird vermutlich das tun, was er schon die ganze Zeit macht – auf der Terrasse
sitzen und lesen. Fly wird die Terrassse gegen Flugungeheuer jeglicher Art
verteidigen. Hope wird diverse Ecken ausprobieren, in denen man mitleiderregend
guckend liegen kann – und wenn das nicht zu ausreichender Beachtung führt, wird
Frauchen ein wenig gestupst – vielleicht gibt es ja ein wenig Slalomtraining.
Donna hat wie immer alles perfekt im Blick und ist einfach nur unauffällig.
Eigentlich ist es IHR Urlaub, denn sie durfte mit auf den Markt, mit zum
Mittagessen, mit zum Strand ... aber den hat sich die Süße auch verdient ....
Dieser letzte Tag
hatte noch einmal alles aufgeboten – strahlend blauer Himmel, angenehme
paarundzwanzig Grad, diese unbeschwerte Leichtigkeit des Seins ... wir bummelten über den Markt und kauften
fantastischen Schinken und Paté, ein echtes Schmuckstück als Einkaufstasche, um
die Schätze nach Hause zu tragen, wir aßen herrliches Carpaccio und Tatar im
Pizetta, kauften noch schnell ein paar Sonnenhüte und bummelten dann mit allen
Hunden am Strand lang, Treibgut sammeln – Treibgut gab es fast gar keines,
dafür gelangen mir ein paar nette Schnappschüsse von zankenden Flamingos – kurz
und gut, der Tag war so perfekt, dass wir dem nächsten Tag auch eine Chance
geben wollten – und spontan verlängert haben.
Und so beginnt
gerade eben Samstag, der allerletzte Tag. Es ist gerade zehn nach sechs, ich
kann nicht mehr schlafen, war mit den Wauzen schon über den Platz und warte nun
auf den Sonnenaufgang ...
Brrrrrrrrrrrr,
ganz schön schattig. Ein eisiger Wind pfeifft aus den Bergen. Die Mücken stört
es nicht – ich war noch nie so zerstochen, wie in diesem Urlaub. Mein Gemahl
ist da doch noch wesentlich empfindlicher als ich – und es beweist sich, dass
Männer Jäger und Sammler sind – und außerdem erfinderisch. Aus einem Stück der
FAZ konstruiert mein Gasse eine Fliegenpatsche und beginnt eine gnadelnlose
Jagd auf alle Rüsselträger, die sich bei uns ins Häuschen wagen ...
Später am Tag wird
es dann wieder sonnig und warm und gefühlte Trilliarden Libellen sind überall
auf dem Campingplatz – wesentlich mehr als die ganzen letzten Tage. Meist sind
es die graugrünen, eher unscheinbaren Exemplare, einige wenige rote sind dabei,
die am schwersten vor die Linse zu bekommen sind. Und sogar eine waschechte Gottesanbeterin zeigt sich.
Mittagessen im Les
Embruns. Mein pfiffiger Ehemann schafft es, meinen Vater gleich mit 2 Gläsern
Rosé zu duschen ... das Personal hilft uns mit regungsloser Miene Tisch und
Boden zu säubern, mein Vater verschwindet im Klo – diese Versuche, sich zu
trocknen, bleiben aber naturgemäß erfolglos – und meine Mutter und ich
versuchen die Stimmung mit Humor zu retten ... mir fällt es recht schwer, ernst
zu bleiben, als ich ein weiteres Pichet Rosé bestelle - zum Glück versteht mein Vater nicht, dass
der Kellner Drosselbart fragt, ob mein Vater wenigstens bezahlt, er hätte das
meiste davon gehabt. Nur mein Mann guckt den Rest des Essens ziemlich
bedröppelt ...
Mit dem kleinen
Spanier und der Cam mache ich später noch eine Fotorunde am Etang –
anschließend gehe ich mal wieder mit meiner Mama shoppen – diesmal gibt es ein
Camarguehäuschen mit Santonfiguren: Esel, Schäfer, Schafe und für die
Weihnachtszeit Maria, Josef und Baby. Auch ein Engel ist dabei.
Sonntag, der
allerallerletzte Tag. Es ist nicht so kalt wie gestern. Ich laufe mit den
Hunden über den Platz und würde sie so gerne mal rennen lassen – aber in jedem
Winkel des Campingplatzes steht ein Camper oder ein Zelt. Wenn ich diese
winzigen 2-Mann-Zelte so sehe und die lange Dunkelheit und die vielen Mücken
mir vorstelle – da bin ich schon sehr sehr froh über unser Mobilhome und den
Luxus getrennter Schlafzimmer
Montag gegen halb
elf verlassen wir nach einem letzten Bummel über den Markt Maries.