Dienstag, 1. Oktober 2013

Ein Experiment: Herbstreise in die Camargue mit dem Agi-Mobil

Die Idee lag eigentlich nahe: warum auf dem Campingplatz ein Mobilhome mieten, wo wir doch jetzt das Agi-Mobil haben?

Pluspunkt für das Agi-Mobil: wir müssen nicht buchen, nicht anzahlen, sind flexibel bei An- und Abreise. Und für 10 Tage Camping zahlen wir grad mal die Hälfte der Mobilhome-Miete für eine Woche.

Ohne Hänger sind wir allerdings schneller unterwegs, brauchen weniger Sprit und die Maut ist auch günstiger.

Wobei sich die Kosten relativieren, wenn wir nur lang genug bleiben ;-) - und das war dann der qualitative Teil des Experiments - das Mobilhome hat 2 Schlafzimmer, Terrasse und Wohnbereich, Küchenzeile und Bad. Das Agi-Mobil hat ein Minibad, eine Miniküche - aber auch ein Vorzelt - und einen 30 Meter langen stabilen Zaun. Und wir hoffen, in der Nebensaison einen Platz so ein bisschen abseits zu finden, damit unsere spanische Alarmanlage nicht so viel zu tun hat ... :D

Die Anreise verkürzen wir ganz einfach und starten direkt vom Turnier in Hockenheim - damit sind wir schon einmal 100 Kilometer näher am gelobten Land ... das sind immerhin 10 Prozent ... ;-)

Anstatt frühmorgens in Münster starten wir am Sonntag Abend (29.09.) um halb sechs nach der Siegerehrung in Hockenheim - wobei die auch ohne meine Beteiligung ausgekommen wäre;-)

Fahrerwechsel in Freiburg, am Poulet de Bresse übernimmt Peter wieder das Steuer. Das Wetter ist bescheiden und auch ohne Hänger wären wir nicht viel schneller  gewesen.

Eigentlich war angedacht, entweder am Poulet oder spätestens hinter Lyon zu übernachten - das Bett im Wowa war gemacht - aber Peter fährt lieber weiter und nach diversen Hunderunden erreichen wir um 5 Uhr Morgens Maries. Ganz kurz Hundelüften und ab in die Kiste. Erst mal dreht sich bei mir alles im Kopf, aber dann schlafe ich doch ein und wache gegen 8 ziemlich ausgeschlafen wieder auf. Eigentlich sogar ausgeschlafener als sonst, wenn wir gegen vier Uhr früh starten. Pluspunkt fürs Agimobil. Und auch Peter meint, die Fahrerei wäre entspannter, wenn man langsam fährt.

Nach dem Aufstehen gehe ich erst mal mit den Hunden los - wie jedes Mal wenn ich in die Camargue komme, habe ich das Gefühl, zu Hause zu sein, nie fort gewesen.

Meine Mutter erwartet mich schon am Hänger. Der Platz wäre ziemlich voll, der hintere Bereich gesperrt - aber sie hätten schon mal was ausgeguckt für uns. 
Da die Rezeption sowieso noch zu hat, sondieren wir die Lage per Pedes.

Der Vorschlag meiner Mutter ist so gar nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Viel zu nah am Geschehen, viel zu viel Anlässe zum Kläffen - und für den Stromanschluss hätten wir 2 Kabeltrommeln gebraucht. Mission Impossible? Neee, ich marschiere mal los und nehme den restlichen Platz in Augenschein.

Jaaaa, und da ist er, der Traumplatz, idyllisch zwischen Tamarisken, Olivenbäumen und Pechsame gelegen - und vor allem mit exquisiter Alleinlage. Einziger Schönheitsfehler ist nur ein Sperrschild mit "Einbahnstrasse" - aber da sich jede Menge anderer Womos und Wowas im Sperrgebiet tummeln, beschließen Peter und ich, das Schild zu "übersehen".

Während Peter und mein Vater das Vorzelt aufbauen, werden Mama und ich zur Requirierung überlebenswichtiger Nahrungsmittel auf den Markt geschickt. 
Die Käsefrau unseres Vertrauens ist vor Ort und wir probieren uns mal durch das Sortiment. Comté ist klar, Gruyere gibt es leider keinen, dafür erstehe ich eine köstliche Neuheit mit Knoblauch - außerdem brauchen wir natürlich noch Baguette, Tomaten, Knoblauch, Olivenöl und sicherheitshalber gleich 2 Kanister roten Weines ;-)

Zurück auf dem Platz steht das Vorzelt und verdoppelt die bewohnbare Fläche. Und nachdem ich noch die 30 Meter Zaun gestellt habe, können sich die drei Wauze völlig frei rund um das Agi-Mobil bewegen. Ein weiterer Pluspunkt für das Campen.
ist was?

Tiefenentspannt

Unser Reich

Unsere Aussicht


Das Wetter ist herrlich, strahlend blauer Himmel und um die 25 Grad. Wir sitzen den ganzen Tag in der Sonne, nur ich starte mal eine kleine Hunderunde am Strand entlang. Endlich wieder durch die Wellen waten - sogar Hoppeding kommt todesmutig mit ins Wasser. Abends gibt es zum "Richtfest" Pastis mit meinen Eltern und dann geht es ziemlich früh ist Bett, das wir aufgebaut lassen, da wir tagsüber gar nicht im Wohnwagen sind. Die Hunde dürfen im Vorzelt übernachten, vor allem aus Flys Sicht ein klarer Minuspunkt fürs Campen ;-) 

Nanu, das kommt mir bekannt vor
iiiiiiieks, das ist ja nass - und es bewegt sich ...
Aber eigentlich ganz lustig ...
Yippiiiiie - schau mal Frauchen!
Urlaub ist echt klasse hier!
  


Dienstag, 1. Oktober

Mein Zeitgefühl ist noch nicht im Urlaubsmodus angekommen - um halb sieben laufe ich mit den Hunden über den Platz und sondiere anschließend mit Cam, Glas und Hope das Gelände. Zufällig treffe ich dabei meinen Vater und wir pirschen gemeinsam auf Limis, allerdings ohne aufsehenerregende Entdeckungen. 







Später noch ein Strandplantsch mit Fly und schnell mal die Stadt, eine Kerze bei Sarah anzünden. Peter hisst die Piratenflagge und baut eine veritable Tür für unseren Zaun.


Pirates of the Mediterranean ;-)

Kleiner Dreckspatz <3


Mittwoch, 2. Oktober. 

Eigentlich schon der dritte Urlaubstag, aber noch zählen wir nicht, noch haben wir ja ;-) Nach der Hunderunde und 2 Käffchen aus unserer Dolce Gusto stapfe ich wie eine echte Camperin zum Geschirrspülen ins Waschhaus. Angeblich soll um halb zwölf ein Abbrivado stattfinden - aber irgendwie kommen wir alle nicht in die Puschen ... Aber ich laufe nachmittags mal zur Arena, wo ein öffentlicher (sprich kostenfreier) Course camarguaise stattfindet. Im Gegensatz zum klassischen spanischen Stierkampf verläuft die provencialische Feria für den Stier vollkommen unblutig. Lediglich auf die Kokarde zwischen seinen Hörnern haben es die Raceteure abgesehen - doch für den Ruhm und eine gerade bei kleinen Ferias nicht sehr üppige Erfolgsprämie müssen sich die schlanken jungen Männer in weiß mit schaubenden und scharrenden, höchst gereizten schwarzen Kolossen messen - 
In halsbrecherischen Sprints kreuzen sie immer wieder die Laufbahn des Stieres, um sich dann über die Bande und auf die Brüstung in Sicherheit zu springen. Denn sehr sicher ist die Bande allein keinesfalls,  da auch der Stier diese Möglichkeit für sich entdeckt ... Da ich genau in der Pause ankomme, ergattere ich einen Sitzplatz mitten zwischen Einheimischen, direkt hinter dem Sprecher und einigen Offiziellen, die sich Notizen machen. Ich werde sogar gebeten, einige meiner Fotos weiterzuleiten.

Einen Exkurs zum spanischen Stierkampf kann ich mir nun doch nicht verkneifen. Bevor man über diese "Tradition" urteilt, sollte man wissen, dass die spanischen Kampfstiere ihre Jugend in ausgedehnten Steineichenwäldern verbringen - 5 Jahre lang leben sie unbehelligt und ohne Stress und Sorgen in den Tag hinein. Das Ende ist dann allerdings unabwendbar - früher oder später kommt der Todesstoß durch den Degen des Torreros. Dieser Stierkampf ist definitiv kein Schauspiel für mich - und ich frage ich schon, ob da nicht doch Zusammenhang zu der Art und Weise besteht, wie man sich in Spanien der nicht mehr nützlichen Galgos entledigt - einfach an den Baum hängen und zusehen, wie sie verrecken. 

Das Ende der Stierkämpfe wird aber auch das Ende der Steineichenwälder bedeuten, die einzigartige Naturreservate und Heimat vieler seltener Tiere und Pflanzen sind.

Und wer den Leidensweg eines spanischen Toros mit einem Stück Fleisch aus  der Discounter-Kühltheke vergleicht, wird vermutlich zu überraschenden Erkenntnissen kommen ...

Aber hier ein paar meiner Fotos vom Course camarguaise in Maries:






















Donnerstag, 3. Oktober. 

Es ist nicht kalt, aber es windet ganz schön und der Himmel ist bedeckt. Auf der Morgenrunde entdecke ich das Geheimnis der auffallend vielen Seidenreiher an einem Tümpel am Rande des Etang: versteckt zwischen Felsen liegt ein Überlauf, durch den nicht nur Wasser sondern auch kleine Fische schwappen. Ob es nun Bequemlichkeit ist oder doch ein Anzeichen für das Zurückgehen der Fischbestände - zwischen den Reihern entbrennt ein heftiger Wettstreit um die vorderen, besten Plätze - und wenn ein Fischlein angeschwommen kommt, wird in atemberaubenden Flugmanövern darum gekämpft.   













Freitag, 4. Oktober.

Markttag. Wir ergänzen unsere Vorräte. Das Wetter bleibt windig und bietet uns zum Abschluss des Tages auch noch ein heftiges Gewitter. Aber auch das übersteht das tapfere Agi-Mobil - und die Hunde dürfen zur Feier des Tages in den Hänger ...




Samstag, 5. Oktober

Die Sonne ist zurück und bei sehr angenehmen Temperaturen vertrödeln wir den Tag. Gefühlte Milliarden Libellen locken mich mit der Cam auf Foto-Exkursion. Abends wirft Peter den neuen Grill an - dazu ein leckererer Salat und Baguette - und daheim ist es kalt und regnet.


Der Herr des Feuers
"Ohne Rotwein wird das nichts?"
Perfekter Platz für den Nachschub








Höchst erträgliche Leichtigkeit des Seins ... wir verlieren so langsam jedes Zeitgefühl, leben einfach in die Tage hinein ...

Dienstag, 8. Oktober

Nach dem Aufstehen gehen wir ja immer erst mal mit den Hunden über den Platz. Dann gibt es Kaffee (ich liebe unsere Dolce Gusto) und dann hänge ich mir die Cam auf die rechte, das Fernglas auf die linke Seite, einer der Hunde darf auch mit - und dann geht es zur Vogelbeobachtungs- und Foto-Exkursion an den Strand, den Etang, den Digue la Mer ...

Das mit dem Umhängen wird mir allerdings heute zum Verhängnis. In der einzigen Schlammpfütze, die nach dem Freitagsregen noch überdauert hat und die ich dummerweise übersehe, da ja Vögel oben fliegen und nicht auf dem Boden ... zieht es mir voll die Beine weg, ich falle auf die rechte Seite (ja, die mit der Cam) und knalle mit den Rippen ziemlich ungebremst auf dieselbe. Im ersten Moment bin ich völlig geschockt, rappele mich auf, weiß noch nicht, ob ich mir mehr Sorgen um die Cam oder meine Rippen machen soll. Als der erste Schock nachlässt, entscheiden die Rippen die Frage klar für sich. Schlammverschmiert wanke ich zurück zum Wowa - und es ist eines der wenigen Male, wo ich meinen Mann wirklich fassungslos erlebe.

Der Cam ist nichts passiert und muss einfach nur entschlammt werden. Schuhe, Hose und Jacke lassen wir erst mal trocknen. 

Zum Glück hat meine Mutter Ibuprofen dabei. Die helfen zwar gegen die Schmerzen - aber leider nicht gegen die wachsende Sorge, langsam an innerlichen Blutungen, einem Milzriss oder durchbohrten Lungen zu verenden ... jaja, ich kann manchmal ein kleiner Hypochonder sein ;-)

Zum Trost gehe ich abends mit Peter ins Tamaris - das erste Mal in diesem Urlaub, dass wir "auswärts" essen.


Mittwoch, 9. Oktober

Beim allmorgendlichen Blick in Facebook sehe ich, dass heute ein Abrivado stattfinden wird. Die Cam hänge ich mir diesmal auf die linke Seite, sicher ist sicher. Und irgendwie ertappe ich mich, dass ich ab und zu mal auf den Boden sehe ... ;-)







Freitag, 11. Oktober

Markttag. Die Vorräte werden aufgestockt - sogar der Rotwein-Mann hält mittlerweile schon ein Schwätzchen mit mir :D - Mittagessen auf unserem sonnigen Freisitz, dann wage ich mit Hope einen ausgedehnten Strand-spaziergang Richtung Leuchtturm. So langsam fangen wir doch an, die 
Tage zu zählen ...











Montag, 14. Oktober

Da mein Göttergatte gerne einmal Tatar camarguaise essen möchte, gehen wir nach dem Markt in die Stadt - von Palmyra haben wir uns schon bis zum nächsten Frühling verabschiedet - und testen mal ein für uns ganz neues Restaurant - La Grange. Papa und mein Bruder waren da wohl schon, die Preise sind üppig, die Freundlichkeit der Bedienung ausbaufähig - aber das Essen ist göttlich. Ich fürchte, ich werde in den ganzen marokkanischen Touristenkneipen nie wieder essen können ... 

Nach meinem Filet vom Camarguestier mit dem besten Kartoffelgratin meines Lebens starte ich schon mal zum Auto durch - Dach ist zwar offen, und der Wagen steht ja auch im Schatten - aber es ist doch plötzlich recht warm geworden. Kurz vorm Auto muss ich strammen Schrittes einem Auto ausweichen, stolpere über eine Bodenwelle und bremse den durchaus vorhandenen Schwung mit den Handballen und dem rechten Knie. Die Autofahrerin entschwindet unversehens, zurück bleibe ich wieder einmal recht fassungslos, mit blutenden Händen an denen die Haut in Fetzen hängt. Ein besonders toller Urlaub scheint auch besondere Preise zu haben. 
Den Hunden geht es jedenfalls gut, das Auto stand ja auch noch brav im Schatten - aber mein Gemahl guckt wieder einmal recht entgeistert ...










Dienstag, 15. Oktober

Da es möglicherweise noch regnet, bauen wir unser Vorzelt schon mal ab und verbringen den Abend im Quetchua. Nicht wirklich eine Alternative.


Mittwoch, 16. Oktober

Heimfahrt nach 16 Tagen Camargue. Mit Fahrerwechsel alle 250 km brummen wir durch und machen nur am Poulet eine Pause, den Proviant zu verzehren. 
12 Stunden, dann sind wir daheim. Durchaus akzeptable Zeit - und das Fazit: wir werden Wiederholungstäter und fahren auch im Frühjahr mit dem Agilmobil in die Camargue. 

Eines der Highlights: keine blonde Domina kam um die Sauberkeit des Mobilhomes bei der Übergabe abzunehmen ... :-)