Montag, 12. Mai 2014

Rot - Gelb - Grün … wie ein Seminar unser Leben veränderte

Wow - die Überschrift liest sich ja ganz schön esoterisch. Und dabei ist heute erst Tag 1 nach dem Seminarwochenende bei Anita Balser, Linda Sikorski und Thoma Juhe.
Aber im Debriefing riet uns Anita ja, Tagebuch zu führen über das, was nach dem Seminar so an Erfolgen und auch Misserfolgen passiert … aber der Reihe nach …

Wie unzufrieden ich mit der Situation in unserem Rudel war, merkte ich eigentlich erst so richtig, als ich die Seminarankündigung von Ulla las: Rudelharmonie mit der Hundeteamschule von Anita Balser und Linda Sikorski.

Schon die erste Seite auf der Website (http://www.hundeteamschule.de) wurde für mich zum Schlüsselerlebnis:

"Begegnen sich Hunde, dann einigen sie sich zu von Beginn an darauf, wer führund wer geführt wird. Ist das klar, beginnt der Führende dem Geführten zunächst zu kommunizieren, was dieser nicht tun soll. Dies dient dem Schutz und der Sicherheit des Geführten.

Werden die Regeln des Führenden akzeptiert, so antwortet auch dieser mit Akzeptanz, Nähe und Zuneigung.

Menschen hingegen halten sich nicht an dieses natürliche Vorgehen, sie begegnen dem Hund zunächst mit Akzeptanz, Nähe und Zuneigung und wollen dann erst Grenzen aufzeigen und erwarten Respekt vom Hund."



Bei uns war weder von Rudel noch von Harmonie und schon gar nicht von Führung die Rede. Jeder Hund einzeln war wunderbar und machte mir wirklich Spaß. 2 Hunde ging noch ganz gut - aber alle 3 zusammen war Chaos. Alle drei zusammen zum Spaziergang mitzunehmen, war für einen alleine ein enormes Risiko. Kam ein starker Außenreiz - Hund, Katze, Maus, Motorrad - war die Bande kaum zu halten, geschweige denn zu kontrollieren. Auch um die Drei im Auto aus der Box zu holen, erforderte Hilfe. Und das dauernde Gekläff bei allen möglichen Gelegenheiten war mir einfach nur noch peinlich.

Das jetzt so offen zu schreiben, ist mir übrigens auch peinlich. Da hat frau 3 Hunde und keinen Plan von Rudel. Warum ich das trotzdem tue? Zum einen für mich selber. Damit ich in 3 Wochen oder 3 Monaten oder 3 Jahren nachlesen kann, wie die Ausgangslage war und was sich verändert hat. Aber auch, damit vielleicht ein irgendjemand mit ähnlichen Problemen den Mut findet, etwas an seiner Situation zu ändern. Denn, wie Anita schon sagte: es ist ganz einfach. Und passiert im Prinzip in 5 Minuten. 

Tag 1: Rudelanalyse. Die Einteilung der Hunde in rot, grün und gelb überspringe ich, weil es zum Einen den Rahmen meines Blogs sprengen würde, das richtig darzustellen, ich es zweitens gar nicht so gut könnte und es drittens viel zu "pseudo-esoterisch" wirken würde, wenn ich es versuchte. Und letztendlich spielt es für unsere Geschichte keine wirkliche Rolle.

Anita fordert jeden von uns auf, seine Ziele, seine Erwartungen, seinen Traum für dieses Wochenende zu formulieren. Meiner liest sich im Nachhinein bescheiden. Ich möchte die Rudeldynamik besser kontrollieren und vor allem dieses Gruppenkläffen im Auto oder am Wohnwagen abstellen können.

Ich bin die erste, die mit ihren Hunden zur Analyse auf die Wiese kommt. Anita fällt sofort auf, das Donna die Ohren hängen lässt und unglücklich ist. Klar, Hope ist ja auch dabei. Ich leine Donna und Fly ab - und dann Hope. Die will sofort zu Donna, um ihre Hüteversuche zu starten - da geht Anita sofort mit unglaublicher Präsenz dazwischen. Hops klappt die Ohren ein und mag nicht mehr. Donna wiederum stellt die Ohren auf und freut sich. Und ich frage mich, warum ich das bisher einfach nicht so hinbekommen habe. Genaugenommen fühle ich mich so beschissen wie das Hopseding - aber da das nun wirklich kontraproduktiv wäre, freue ich mich lieber über diesen Fortschritt. 

Auch die Analyse der anderen Rudel ist spannend, lehrreich und auch sehr anstrengend. Mit rauchendem Kopf geht es nach Hause.

Tag 2: Arbeit mit den Rudeln. Basis für alles ist ein gutes Grün - damit ist eine starke, souveräne Präsenz gemeint. Für notwendige Korrekturen im Rudel gibt es dann noch "gelb" und "rot". Mit "gelb" ist ein explosionsartiger Aufbau von Spannung gemeint, die sich verbunden mit einer scharfen Lautäußerung (also z. B. ein Zischlaut oder ein Knurren - kein Schreien oder so, wichtig!) ganz gezielt auf den zu korrigierenden Hund richtet. Also genau das, womit Anita am ersten Tag Hope davon abgehalten hat, Donna auf die Nerven zu gehen. Stufe rot ergänzt Stufe gelb um die körperliche Komponente - eine kurze präzise Berührung wie ein Abschnappen. Und das alles natürlich sehr souverän und keineswegs hektisch!

Wie das ganze aussieht, demonstriert Linda zunächst an uns, dann kommt der praktische Teil. 

Die Idee dabei ist, das Vorwärtsdenken des Hundes im Ansatz zu kontrollieren, also in Stufe 1-3, wenn wir den Hund noch erreichen können.

Das ganze beginnt beim herausholen aus dem Auto. Jeder Versuch, auch nur die Nase aus der Box zu stecken, wird so lange unterbunden, bis jegliches eigenmotivierte Vorwärts des Hundes vorbei ist. Erst dann wird angeleint und die Hunde dürfen langsam und kontrolliert die Box verlassen. Auch beim anschließenden Gang an der Leine wird jegliches unaufgeforderte Vorwärts unterbunden - völlig ohne Rucken und Zerren, sondern nur durch Körperspannung und präzises Abschnappen. Und unsere Vierbeiner verstehen das sehr schnell - schließlich sprechen wir gerade in ihrer eigenen Sprache mit ihnen. 

Wenig später gehen wir so an anderen Hunden, Joggern, Spaziergängern vorbei. 

Zur Abschlussübung werden alle Rudel auf der Wiese versammelt und auf einer Decke geparkt. Wichtig: nicht ins Platz oder Sitz, denn dann würden wir den Beziehungsmodus verlassen. Lediglich das Verlassen der Decke wird korrigiert.

Für Hope ist das viel zu viel. Sie bezieht alle Korrekturen auf sich und würde am liebsten im Boden versinken. Linda massiert und pampert sie, während Balljunkie Donna tatsächlich die Decke nicht verlässt, obwohl Anita ihrer Motte Bälle wirft. Dann spiele ich eine Runde mit Hope, um sie aufzulockern und bringe sie ins Auto. Dann werden wechselnde Hunderudel an uns vorbeigeführt - und was ich nicht zu hoffen gewagt hätte: der kleine Spanier bleibt ganz entspannt liegen, vertraut mir, dass ich die Sache schon im Griff haben werde. (sorry, muss mir erst mal die Tränen aus den Augen wischen, allein die Erinnerung an diesem Moment ist so wahnsinnig berührend).

Wir sind alle müde, aber glücklich. Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. 
Ich hätte es in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt, dass ich an einen Punkt komme, an dem ich mir zutraue, mein Rudel wirklich zu führen, wirklich Spaß mit den Dreien zu haben. 


Die Morgenrunde heute verlief tiefenentspannt. An der Leine gezogen hat kein Hund. Hops hat ihre Schwierigkeiten, es nicht auf sich zu beziehen, wenn ich Donna korrigiere. Aber ich vermeide den Fehler, sie anzusehen, und motiviere sie einfach verbal, bei mir zu laufen. Und wir hatten sogar Herausforderungen. 

Unfassbarerweise freue ich mich, als plötzlich ein Motorrad kommt, aber keiner der Schwarzweißlinge gibt mir die Gelegenheit, sie zu korrigieren. Auch bei 2 Hunden am Fahrrad, die auf uns auslösen, kann ich mit einem kurzen Abschnappen für Ruhe sorgen. 

Ja, dieses Seminar hat mein Leben verändert. Und irgendwie hoffe ich gerade, dass es klingelt, damit ich die nächste Herausforderung in Angriff nehmen kann ;-)

(Damit auch wirklich jeder etwas von dem Seminar hat, habe ich ein paar Tipp- und Rechtschreibfehler für euch eingebaut - wer sie findet, darf sie behalten :-) 


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