Nee, das wird jetzt in erster
Linie persönlich und nicht wirklich informativ, wer was über die Camargue
wissen will, kann das ja googeln ... und es ist für die Geschichte nicht
wirklich wichtig, eher so ein Bilbo für den geneigten Leser mit tiefer gehendem
Interesse *grins*
Anders als andere
Urlaubsziele, die wir bereisten, ist die Camargue für meine gesamte Familie
einfach mit ganz tiefen, besonderen Erinnerungen und Emotionen verbunden. Mein
Vater sah als kleiner Junge in der damaligen Tätäräh einen Lichtbildvortrag (jüngere
Leser müssen das Wort möglicherweise googeln) über die Camargue und verliebte
sich gewissermaßen virtuell in diese Gegend. 1970 war es dann endlich soweit:
die Kinder wurden bei den Großeltern (Dierk) bzw. im Landschulheim (ich)
geparkt und Dieter und Ingrid starteten mit geliehenem Zelt in das gelobte
Land. Es sollte die erste Reise von mittlerweile annähernd 40 Reisen werden -
trotz – oder vielleicht auch wegen des
recht überschaubaren Komforts: Ingrid und Dieter hatten ihr kleines Zelt auf
einem Campingplatz bei Arles aufgeschlagen, fuhren dann morgens mit einem
Klapptisch, 2 Stühlen und einer Thermoskanne mit heißen Wasser in die Camargue,
die touristisch noch weitgehend unerschlossen war. Weite Bereiche waren für
Besucher gesperrt – trotzdem beobachtete mein Vater Flamingos, Wiedehopfe,
Bienenfresser, Blauracken und weiße Reiher – während meine Mutter in ihrem Buch
las.
Nur drei Jahre später
wurde ein größeres Zelt geliehen und die Kinder diesmal mitgenommen. 1973
hausten wir das erste Mal auf dem Camping La Brise, der damals noch wesentlich
kleiner war. Auch Mobilhomes gab es nicht, aber die hätten wir uns damals
sowieso nicht leisten können. Während meine Eltern sich mit dem Aufbau des
Zeltes abmühten, wurden wir Kinder in eine nahegelegne Kneipe geschickt: Deux
Bières et deux Orangina sollten wir holen ;-)
Für Vögel interessierten
mein Bruder und ich uns damals überhaupt nicht, dafür verliebte ich mich
unsterblich in einen blondgelockten Gardian, der hoch zu Roß seine
Aufflüglertruppe immer direkt bei uns am Campignplatz vorbeiführte. Leider
waren meine zarten Gefühle der Ziel des Spottes der ganzen Familie und die
Geschichte wird noch heute gerne mal wieder rausgekramt
...
Unser Mittagessen gab es
„to go“ an einem Straßenladen, wir besuchten Avignon und standen auf der
berümten Brücke, waren in einem Wachsfigurenmuseum, am Strand, fingen Guppies,
die sich nach dem Urlaub als Gambusien entpuppten, aber trotzdem sehr dekorativ
in unserem Aquarium aussahen – und auch bei mir lösten dieses besondere Licht
und die Farben des Südens, diese ganz andere Wärme auf der Haut, den Duft der
Pinien und die karge Schönheit der Landschaft eine unstillbare Sehnsucht aus.
Doch obwohl meine Eltern
und mein Bruder regelmäßig im Leihmobil in die Camargue reisten, es sollte für
mich bis 1988 dauern, bis ich die den Ort meiner Sehnsucht endlich wiedersah.
Diesmal in einem Wohnmobil, welches meine Eltern für uns vier, Irish Setter
Clever Boy und meinen damaligen Mann – nein, nicht der blondgelockte Gardian –
gemietet hatten. Hier erlebte ich nun die Plätze, die meine Eltern mit meinem
Bruder bei ihren vorangegangen Reisen besucht und in ihren Erzählungen
unsterblich gemacht hatten. Wir übernachteten vor dem Cave de Saragons bei Les
Beaux in den Alpilles und bei Kilometer 11 am Etang de Vaccares, am Strand von
Maries und am Plage de Arles bei den Salinen vom Salin de Giraud. Unvergessen auch
die Moulin de Daudet und der riesige Markt in Arles. Wir machten lange
Spaziergänge, genossen Käse, Cidre und Baguette im Wohnmobil und Soupe de
Poisson in den kleinen Kneipen im Schatten der Kirche. Der Besuch der Kirche
und der Krypta mit der Figur der Heilgen der Zigeuner, die schwarze Sara, ist
stets das erste Unternehmen, wenn wir in Maries sind. Und wir zünden Kerzen an
in der Krypta, in der stillen Hoffnung, das wir immer wieder an diesen Platz
zurückkehren werden.
Und diesmal kehrte ich
bereits im folgenden Jahr zurück in die Camargue – in einem VW-Bus dieses Mal,
mit meinem Bruder und seinem Freund Frank. Diese Reise war komfortfrei und rein
ornithologischer Natur. Auch diesmal übernachteten wir am Strand und entdeckten
auf unseren Morgen- und Abendrunden allerlei neue Arten. Und jede für zehnte
neue Art war eine Runde fällig. Da wir soviel Pastis gar nicht trinken konnten,
sammelten wir manchmal Runden für einen Crepes oder eine Portion Pommes.
Nun wurden die
Camarguereisen zu einer festen Einrichtung. Meine Erstgeborene war grade mal 4
Wochen alt, als es im geliehenen Mobil nach Maries ging. Passenderweise heisst
das Mädchen ja auch Catherine Marie. Die Camargue war auch das erste Ziel, als
wir aus Korea zurückkamen. Meine zweite Tochter wurde Charlotte Mireille
genannt, Mireille nach der Romanfigur von Frederic Mistral. Auch sie lernte
bereits in frühester Kindheit die Camargue kennen – mittlerweile im Mobilhome
auf dem Campingplatz. Meist waren mein Bruder mit seiner Familie im Nebenhaus und
meine Eltern im eigenen Wohnmobil natürlich ebenfalls dabei.
Mein neuer Lebensgefährte wurde im Jahr 2000 auch
gleich an die Schauplätze unserer vielen Erzählungen geführt und so ist es
eigentlich nicht überraschend, dass auch jeder unserer Vierbeiner uns kurz nach
der Ankunft in unser Familie auch in unsere zweite Heimat begleiten durfte.
Ausritt auf weißen Pferden - Ingrid und Dieter 1970 |
Gemüseplatte bei "Oma Dora" (1988) |
Mit Clever Boy am Strand (1988) |
1995 - mein Vater feiert seinen 60sten Geburtstag in der Camargue |
Geburtstagsfrühschoppen |
Auf Laubfroschsuche |
Ornithologische Exkursionen |
Die Mühle von Daudet bei Font Vieilles |
Die Festungskirche von Maries |
Abbrivado |
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